Samstag, 30. April 2011

Besuch im Atelier Worb


In einer alten Villa gleich bei der Station "Worb Dorf" versteckt sich die  Galerie "Atelier Worb".


 Im Garten stösst man auf eine Skulptur... Doch Vorsicht Kinder,


das Klettern ist nicht erlaubt... Und durch die Röhren kriechen?


Auf gehts zur aktuellen Ausstellung von Daniela de Maddalena.


Die Künstlerin vor dem Bild "Grimms Schwestern". De Maddalena übermalt vorzugsweise Plakate, fügt eigene Motive dazu oder setzt das Vorhandene in einen ganz anderen Kontext.


Grimms Schwestern sind etwas dekadent und haben auch mal eine Ratte dabei. Ob die ins Handtäschchen einer Rivalin gesteckt wird?


Ein Frosch auf dem Kopf. Ob daraus je ein Prinz wird?


Frauen und Mädchen sind fast in allen Bildern der Künstlerin die Protagonistinnen.


Doch dieser Mann ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Ein mysteriöses Bild, das zum Fabulieren einlädt.


Auch hier handelt es sich um eine Übermalung eines einstigen Plakates. Der schöne Akt stösst hier mit einem alten Auto  zusammen. Doch stammt nicht auch die Frau aus der Vergangenheit? Ein Spiel mit Zeitebenen.


Auf dem Sprung? Verlassen oder verführt worden? Und was macht die Amsel - Symbol der Fleischeslust - auf der WC-Rolle?


Man muss es sich selbst zusammenreimen und genau das macht die Kunst von de Maddalena so anregend.


 Was hat dieses Kind mit seinem Häschen vor?


Und was klebt an den Lippen dieser Schönheit?


Es ist eine dieser Läuse, aus der das Rot für Lippenstifte gewonnen wird. 


Doch das verdirbt einer Kultusse noch lange nicht den Appetit...


Was liegt da im Gras? Der Zahn der Zeit von dem die junge, selbstbewusste Frau in Rot noch nichts weiss.


Dieses Strichmännchen genannt "Art Hopper" findet man auf allen Bildern de Maddalenas. Es ist ihre Art zu signieren.


Mädchen im Gefängnis. "Ich musste ihr Blumen malen" führte die Künstlerin aus.


Wer genau hinschaut sieht das Auge eines Wolfes im Dickicht leuchten. "Nimm dich in Acht vor dem bösen Wolf" heisst dieses abgründige Bild.


Und wo der Wolf umgeht ist auch das Rotkäppchen nicht weit.


Die Künstlerin bevorzugt hingegen grüne Schuhe.


Dieser Junge hat sein erstes Date und bringt Chrysanthemen - Symbol des Lebens - mit. Etwas befremdend wirkt hingegen die Zigarette in seinem jungen Mund.


Der Strauss ist ein Aufschneider genau wie dieses amerikanische Billiggeschäft. Der Vogel ist riesig, wenn er seine Flügel ausspannt, doch fliegen kann er nicht.


Konfiture aus Schweizerfahnen gemacht. Kann man Freiheit, Demokratie und Swissness konservieren und möglicherweise in andere Länder importieren?


Und zum Schluss etwas Aktuelles: Dieser japanische Junge mit einem Anti-Atom-Fähnchen in der Hand ist wütemd, denn er  kann im verstrahlten Meer nicht mehr baden. Er scheint zu schimpfen: Ich habs euch doch gesagt!

Ausstellung: Bis am 15. Mai in Galerie Atelier Worb, Enggisteinstrasse 2, 3076 Worb. Fr 18-20 Uhr, Sa 14-17 Uhr, So 10-12 Uhr oder auf Anfrage: 079 378 07 19

Basteln mit den Kultussen 2

Heute machen wir einen Wandbehang frei nach Tracey Emin (1963 in England geboren )

Man nehme:


Ein Stück Stoff und eine Nadel. Damit unser Wandteppich ein richtiges Ego-Dokument mit autobiografischem Bezug wird ist es von Vorteil eine Textur zu nehmen, die mit der eigenen Geschichte zu tun hat. Zerschneiden Sie den Prada-Rock ihrer älteren Schwester, reissen sie den Vorhang im Altersheim ihrer Grossmutter herunter oder nehmen sie das alljährlich aufgelegte Weichnachts-Tischtuch, das ihr Erbe hätte sein sollen als Grundlage.


Um sich in Tracey Emin Laune zu bringen trinken Sie eine Flasche billigen Gin und ziehen sich nackt aus - so wie die Künstlerin am liebsten malt. Dann nehmen Sie einen Filzstift und zeichnen den zu stickenden Text vor. Am besten Sie schreiben eine wüste Selbstanklage im Stil von: -  Stupid drunk bitch pay finally your taxes - oder so ähnlich.


Und erinnern Sie sich daran, was man uns schon in  der Schule hat gelernt: Langes Fädchen, kluges Mädchen!


Nun brauchen Sie ein wenig Bling-Bling zum Aufsticken.


Und nun füllen Sie Buchstabe für Buchstabe aus. Wenn sie vom billigen Gin betrunken sind werden Sie sich sicher mehrmals in die Finger stechen. Arbeiten Sie die "Fucks"  einfach in den Wandteppich mit ein, das sorgt für gesteigerte Authentizität.


Am Ende halten Sie Ihre persönliche Message an sich und die Welt in Händen. Sie nageln den Teppich im Treppenhaus für alle Nachbarn sichtbar auf. Wenn Ihnen jemand sagt, da sei ja gar nicht fertig gestickt worden, dann verweisen Sie darauf, dass das "Non Finito" schon Michelangelo beschäftigt habe und dass Sie den Wunsch nach Ausmalen bzw Fertigsticken eine sehr bourgeoise Haltung fänden. Genauso wie das Tragen von Kleidern, weshalb Sie von jetzt "Rather naked and drunk than faked and funk" gingen. Cheers!

Mittwoch, 27. April 2011

Kunstmachen für Unbegabte

1. Pastacollagen
Sie können nicht gut zeichnen, zum Malen zittert Ihre Hand zu sehr, Ton kneten finden Sie eklig, für Bronze oder Marmor haben Sie kein Geld, und Foto- oder Videogeräte sind Ihnen suspekt? Dann können Sie trotzdem Kunst machen, und zwar Nudelcollagen! Einfach die Pasta auf ein Stück Karton aufkleben wie ein Mosaik und fertig ist das Werk. Ganz Kreative können das Bild durch weitere Lebensmittel ergänzen, wie dieses Exemplar aus dem World Wide Web beweist:


2. Ready-mades
Wenn Sie keine Geduld für Holzschnitzereien haben, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie kein Künstler sein können. Ready-made heisst das Zauberwort: Fundgegenstände werden zweckentfremdet und als eigenständige Kunstwerke ausgestellt. Berühmtes Beispiel: Ein Pissoir von Marcel Duchamps. Viel Spass beim Suchen – und nicht vergessen, das Werk zu signieren!


3. Performance
Wenn Sie mit Ihren Händen gar nichts formen können, dann haben Sie immer noch die Möglichkeit, Ihren Körper als Kunstwerk einzusetzen. Das machte schon Carolee Schneemann: Die feministische Performancekünstlerin „befreite“ in den 1960ern den weiblichen Körper als reines Subjekt der Kunst und bearbeitete darum ihren Körper wie eine Leinwand mit verschiedenen Materialien. So wurde die Frau selbst zur Künstlerin. Aber nicht nur Frauen können ihren Leib bearbeiten. Darum: Männer, ran an den Speck, bzw. an die Farbe. Für Warmduscher gibt es in der Kinderabteilung auch gut wasserlösliche Körperfarbe.


4. Verweigerung
Und wenn alle Stricke reissen: Machen Sie doch einfach gar nichts und behaupten Sie, dies sei ein künstlerisches Statement. Bei leeren Ausstellungshallen hat dies auch schon funktioniert, etwa mit der Ausstellung „Voids“ in der Kunsthalle Bern 2009.

(Ein Bild von Nichts)

Montag, 18. April 2011

Basteln mit den Kultussen

Heute basteln wir uns einen "Frühling" frei nach Giuseppe Arcimboldo (1526-1593). Es ist kinderleicht und macht garantiert Spass. Man nehme:


Einen Topf (schicker ist ein Wok) voller vorher im Garten des Nachbars (dort ist das Gras bekanntlich grüner) gesammelter Kräuter und Blumen. Selbstverständlich wird nur Saisonales und seit Generationen hier Wachsendes verwendet. Sonst könnte es Ärger mit Ökofaschisten geben.


Eine Büste aus Styropor oder Marmor


Güfeli oder für die Marmorvariante einen Meissel


Nun gehts los! Denken Sie daran: Die  Seele einer jeden Kreatur liegt in den Augen.


Rote Lippen aus Blütenblättern....


...und Augenbrauen aus grünem Günserich nicht vergessen.


Apfelsinen im Haar und Flieder im Hirn....


Sie haben keine Güfeli mehr, das Blattwerk geht aus und die Finger sind klamm?


Sie gehen entweder erneut in Nachbars Garten oder Sie brechen das Experiment ab und überlassen Ihr Kunstwerk Mutter Natur womit dieses Kind in den sicheren Tod geht.  Nun  schreiben Sie  einen Essay über das Ephemere in der Kunst. Viel Spass!


Und drehen wär auch noch was!

Donnerstag, 14. April 2011

Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau?


Vielleicht haben auch Sie einen Barnett Newmann in ihrem Kühlschrank ohne es zu wissen? Der amerikanische Künstler und wichtigste Vertreter der so genannten Farbfeldmalerei schuf abstrakte Riesengemälde in den Primärfarben. "Who's afraid of Red, Yellow and Blue" ist das berühmteste seiner Werke. Es existieren vier Varianten. Sie dürfen die Reihenfolge der Eier also durchaus auch mal wechseln. Guten Appetit!

Mittwoch, 13. April 2011

Alfredo Jaar hilft nach Japan-Katastrophe

Der 1956 in Chile geborene Künstler war schon immer politisch motiviert, etwa mit seinem "Rwanda Project". Derzeit stellt das Kunstmuseum Bern eine Installation von ihm aus, mit der er an einen chilenischen Gewerkschafter erinnert. Und auf seiner Homepage bietet er ein Werk für 1000 statt 3000 Dollar an - und jeden Cent will der Künstler Überlebenden der Japan-Katastrophe spenden:

http://www.alfredojaar.net

Eine tolle Gelegenheit also, Gutes zu tun und die eigene Kunstsammlung zu erweitern!

Montag, 11. April 2011

Vernissage im VATTER


Auf den ersten Blick ist der Vatter immer noch ein Bio-Laden, statt wie angekündigt ein temporärer Kunstraum...


Doch einmal drinnen ist fertig mit Grünzeugs. Als mobile Ausstellungszone stösst man auf den so genannten Fahrnisbau.


Was verbirgt sich im Innern des Containers? Erbsen, Schneebälle oder gar Perlen? Die Objekte aus Porzellan sind Teil einer Installation der beiden Künstler Adrian Scheidegger und Alexander Jaquemet.


Ein unschätzbarer Schatz...


...zieht Elstern an...


...besonders im Dunkeln, wenns beginnt zu funkeln.


Heinrich Gartentor der Kurator und Videokünslter live und....


...um ein paar Jahre jünger in seinen Videos.


 Galeristin Dorothe Freiburghaus (Kunstkeller) gefiel der Mix an Leuten...


...ob Kraut oder Rüben oder von hüben und drüben.


Support your local heroes....


...wenn Bier und Wein fliessen, gerne.


Quo vadis? Der Vatter in melancholischem Licht.

Zwischennutzung im Vatter in Form eines Kunst-Kaffees noch bis am 30. April, Bärenplatz, Bern.