Dienstag, 17. April 2012

Ode an das schwarze Quadrat


10 Gründe, warum „Schwarzes Quadrat auf weissem Grund“ (1915) des Suprematisten Malewitsch mehr ist, als ein schwarzes Quadrat:

 

1. Weil es die letzte Konsequenz einer stetigen Abstrahierung ist.

2. Weil es, wie der Künstler selbst sagte, eine „Madonna“ ist und somit nicht zuletzt in einen ikonografischen Zusammenhang gestellt werden muss.

3. Weil es eben keine perfekte, geometrische Form ist, wie es auf den ersten Blick scheint, sondern ungleichmässige Kanten aufweist.

4. Weil ein plumpes schwarzes Quadrat die Kunstgeschichte nicht nachhaltig geprägt hätte.

5. Weil es immer wieder spannenden Diskussionen rund um die Frage, was denn nun eigentlich Kunst sei, auslöst. Und das ist nicht zuletzt eine Aufgabe von Kunst.

6. Weil es aus einer Reihe Nachahmerquadrate heraussticht (wie übrigens auch Rothkos Farbflächen oder Mondrians Gitternetzlinien).

7. Weil man es länger betrachten kann, als das Bild eines blossen schwarzen Quadrats: So weist etwa die dicht aufgetragene Farbe Unregelmässigkeiten und Risse auf und der weisse Grund ist eben nicht wirklich weiss.

8. Weil das Bild zur Zeit seiner Entstehung ein politisches Statement des Künstlers war und im Salon entsprechend für Aufruhr sorgte.

9. Weil es die Kreise und Kreuze aus der gleichen Schaffensphase des Künstlers in den Schatten stellt.

10. Weil es einfach schön ist – gleichgültig, ob man das Bild als pure Abstraktion, Ikone, Madonna oder reduzierte Darstellung einer Flusslandschaft betrachtet.

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