Freitag, 22. August 2014

Unser Wunschkurator


Fabrice Stroun verlässt auf Ende Februar 2015 die Kunsthalle Bern – nach nur drei Jahren Regentschaft. Somit ist er eine Art Papst Benedikt unter den Kunsthalle-Direktoren, die ja eigentlich auf sieben Jahre gewählt werden (auch wenn er im Gegensatz zum Papst wohl nicht ganz freiwillig zurücktritt). Der Stiftungsrat muss sich nun also auf die Suche nach einem neuen Kuratoren machen. Hier wäre unser Anforderungskatalog:

1. Eine Frau. Keine Sorge, das ist kein Schrei nach Quote. Aber die Kunsthalle Bern war noch nie in ihrer Geschichte in Frauenhand. Natürlich wollen wir die bestmögliche Wahl für die Leitung, aber seien wir mal ehrlich: In fast 100 Jahren eignete sich wirklich nie eine Frau besser als ihre männlichen Mitbewerber? Eben.

2. Jemand, der die Kunsthalle zum Experimentierfeld macht. Gegenwartsausstellungen macht heute ja jeder. JEDER. Darum dürfte die Kunsthalle ruhig wieder etwas verrückt spielen und nach neuen Kunstvermittlungs-Formen suchen, die sich vom Angebot der Galerien und Gegenwartsabteilungen der Kunstmuseen abheben.

3. Ein Kurator, beziehungsweise eine Kuratorin, der die folgenden Sätze umgeht: „Die Kunsthalle Bern hat eine internationale Ausstrahlung“, „Es wird schwierig, dem Erbe Harald Szeemanns gerecht zu werden“, „Die Kunsthalle hat eine ganz andere Agenda als ein Gegenwartsmuseum“. Nicht etwa, weil wir finden, dass diese Aussagen falsch oder doof sind – aber wenn sie zutreffen, muss man sie nicht ständig betonen.

4. Jemand, der Politiker nicht zu ernst nimmt. Sein Publikum aber schon.

5. Jemand, der irgendeine Sprache spricht. Stroun geriet in die Kritik, weil er schlecht bis nie Deutsch sprach, und stets bei Französisch oder Englisch blieb. Also wenn die Kunsthalle – wie sie ja selber gerne betont – eine solch internationale Ausstrahlung aufweist, sollte das kein Problem darstellen. Und wenn die Ausstellungen überzeugen, ist es uns nun wirklich piepegal, wie der Kunsthalle-Direktor spricht. Äh, die Direktorin, meinen wir natürlich!

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